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AKTUELLE AUSSENDUNGEN DER JOSEF WEINHEBER-GESELLSCHAFT.
ideologischen Kurzschlüssen überschattet
und verdrängt werden dürfe. Wir sind uns
wohl bewußt, wie fremd und unbekannt
das Werk des Dichters der Gegenwart
geworden ist – vielleicht werden mußte –,
aber wir meinen, daß diese Zeit es ihm und
nicht weniger sich selbst schuldig ist, dem
Namen Josef Weinheber mit mehr als bloß
leeren Worten und blinden Reflexen zu
begegnen. Ein „Skandal“ ist mit Josef
Weinheber doch längst nicht mehr zu
machen. Alles liegt seit Jahrzehnten offen
am Tage, und nur die kurzlebige
Medienwelt kann daraus noch Kapital für
den Tag schlagen. Was über all dem
geblieben sein sollte, wäre aber der
Respekt für das vielschichtige, alles
andere denn einsinnige Werk. Für eine
lebens- und würdevolle Nationalkultur
hätte dies eine Selbstverständlichkeit zu
bedeuten.
Die Josef Weinheber-Gesellschaft hat es
daher von jeher zu ihrem Prinzip erhoben,
sich nicht zur Partei des Tages zu machen.
Sie will sich folglich weder auf die Seite
der einen schlagen, der eifernden
Zeitgeist-„Antifaschisten“, für welche die
„Entnazifizierung“ von Plätzen, Straßen
und Orten zum Strategem im Kampf um
Aufmerksamkeit, Macht und Einfluß
geworden ist, noch auf die Seite der
anderen, der dagegen wetternden Streiter
für Heimat- und Volkstreue, die ihre Felle
davonschwimmen sehen. – Und die
Weinheber-Gesellschaft darf es auch
nicht, sowohl aus grundsätzlichen
Überlegungen als auch im Interesse ihres
Schützlings, der mit den Parolen
politischer Grabenkämpfe nichts im Sinn
hatte und nicht zum Gesinnungsidol taugt.
Auf diesem Prinzip muß sie auch
bestehen, wann immer sie Kooperationen
eingeht und gemeinsame Projekte verfolgt.
Bleiben wir also hellhörig!
Im heurigen Jahr, in dem es des 120.
Geburtstages von Josef Weinheber zu
gedenken und somit ein kleines Jubiläum
zu begehen gilt, möchte die Josef
Weinheber-Gesellschaft, jenem Vorsatz
getreu, vor allem wieder einen Beitrag zur
Objektivierung des modernen Weinheber-
Bildes leisten. Das Verständnis für den
Dichter, dessen Werk und dessen Epoche
zu erweitern und zu vertiefen, ist das Ziel
des diesjährigen Hauptvorhabens: Wie
angekündigt, soll heuer ein neuer Band
unserer „Literaturwissenschaftlichen
Jahresgabe“ (2010/11/12) erarbeitet
werden. Die Reihe, die vom LIT-Verlag,
Wien-Berlin, in sein Programm
übernommen wurde, soll diesmal nicht
zuletzt auch in das breitere literarische
Umfeld Josef Weinhebers eintauchen.
Durch Einzel-, Vergleichs- und
Beziehungsstudien erhoffen wir im Laufe
der Zeit Aufschlüsse und Erkenntnisse
über bislang von der Literaturgeschichte
wenig beachtete Zeitgenossen zu
gewinnen, die mit Weinheber in
Verbindung standen, aber auch selbst
Bedeutendes schufen. Weinheber in seiner
Epoche und in deren mannigfaltigen und
vieldeutigen Beziehungsgefügen zu
beschreiben, stellt eine wichtige
Voraussetzung für die oft geforderte
„Historisierung“ seiner Gestalt – jedoch
eben jenseits von geschichtspolitisch
motivierter Schwarz-Weiß-Malerei – dar.
In dieselbe Richtung will schon das
Büchlein weisen, das wir unseren
Mitgliedern mit dem vorliegenden Bericht
als Jahresgabe überreichen dürfen. Es
wurde von der Josef Weinheber-
Gesellschaft auf Einladung der
Österreichischen Landsmannschaft
gestaltet und erschien als Band 205 in der
traditionsreichen Reihe der
„Eckartschriften“. Die Verfasser, Karl
Josef Trauner und Christoph
Fackelmann, porträtieren darin Dichter
und Bücher aus der deutschen
Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts,
die heute weitgehend vergessen sind oder
deren einst rühmendes Angedenken durch
die modernen Zweifel inzwischen
erheblich gebrochen erscheint. Der
reichbebilderte Band, der zugleich eine
kleine Festgabe zum bevorstehenden 80.
Geburtstag unseres Ehrenmitglieds, des
früheren Präsidenten HR Dr. Karl J.
Trauner, bildet, geht auch der Frage nach
dem Woher und Warum dieser
Entwicklungen nach. Im abschließenden,
ausführlichsten Kapitel bietet er eine
Auseinandersetzung mit Josef Weinhebers
Durchbruchswerk aus dem Jahre 1934,
„Adel und Untergang“. Das Bändchen
wird übrigens – aus Anlaß des heurigen
Weinheber-Jubiläums – am Dienstag, den 20.
März 2012, im Rahmen eines Vortrags von Dr.
Christoph Fackelmann in Salzburg
präsentiert, zu dem wir herzlich einladen:
„,Verlassen war ich, jetzt bin ich verkannt.‘
Deutsche Dichter als Opfer des
Traditionsbruches im 20. Jahrhundert“
(Neuer Klub Salzburg, Restaurant
„Urbankeller“, Schallmooser Hauptstraße 50,
5020 Salzburg, Beginn: 19 Uhr 30; freier
Eintritt).
Der Jahresgabe liegt diesmal ein Probeheft der
„Wiener Sprachblätter“ bei. Die Dezember-
Ausgabe dieser „Vierteljahresschrift für gutes
Deutsch und abendländische Sprachkultur“
enthält u. a. den ersten Teil einer Würdigung
der Sammlung „Späte Krone“ (S. 13-17). Im
vergangenen Herbst waren 75 Jahre vergangen,
seit dieses Debütwerk Josef Weinhebers für den
reichsdeutschen Langen-Müller-Verlag das
Licht der Welt erblickt hatte. Fortsetzung und
Abschluß des Aufsatzes werden im nächsten
Heft abgedruckt, das im März 2012 erscheinen
wird. Der Herausgeber der „Wiener
Sprachblätter“, der „Verein Muttersprache“,
welcher 1949 als Nachfolger des Wiener
Zweiges des „Deutschen Sprachvereins“
gegründet wurde, möchte mit dieser Kostprobe
zum Kennenlernen oder Wiederentdecken der
nunmehr bereits im 62. Jahrgang stehenden
Zeitschrift einladen. Sie erscheint seit 2010 in
neuer Gestalt, mit einem überarbeiteten,
modernen Konzept und widmet sich in
populärwissenschaftlicher Art allen Bereichen
des sprachlichen Lebens, einschließlich der
Dichtkunst aus Vergangenheit und Gegenwart.
Die Weinheber-Pflege hat innerhalb der
„Sprachblätter“ eine lange und glückliche
Tradition. Nachfolgende Ausgaben können
direkt bei der Geschäftsstelle des Vereins
bestellt werden (Fuhrmannsgasse 18-1A, 1080
Wien; Tel.: 0043-1-405 09 07).
Abschließend sei ein Hinweis auf eine
Veranstaltung gestattet, die dem emeritierten
Wiener Ordinarius für österreichische
Literaturgeschichte Univ.-Prof. Dr. Herbert
Zeman gewidmet sein wird. Den Weinheber-
Freunden ist der Name ein Begriff. Herbert
Zeman hat nicht nur selbst mehrmals über Josef
Weinheber vorgetragen und publiziert (vgl. u. a.
die Jahresgabe 1993/94, S. 66-79), er hat auch
in durchaus maßgeblicher Weise
organisatorisch zum Fortschritt der neuen
kommentierten Gesamtausgabe beigetragen. Zu
seinem 70. Geburtstag ist kürzlich eine
gewichtige thematische Festschrift erschienen
(„Literatur – Geschichte – Österreich.
Probleme, Perspektiven und Bausteine einer
österreichischen Literaturgeschichte“, hrg. v.
Christoph Fackelmann u. Wynfrid
Kriegleder, Wien-Berlin: LIT Verlag 2011).
Sie wird dem Jubilar am Donnerstag, den 26.
Jänner 2012, in einer Feier an der Universität
Wien überreicht (Kleiner Festsaal der
Universität Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 1, 1010
Wien, Beginn: 18 Uhr; freier Eintritt). Die
Präsentation wird begleitet von einer
Diskussion zum Thema „Österreichische
Literaturgeschichte“ und einer künstlerischen
Lesung aus privaten und beruflichen
Dokumenten zur Frühgeschichte der
Österreichischen Literaturforschung
(vorgetragen von Adelheid Picha und Joseph
Lorenz). Wir laden Sie auch dazu herzlich ein!
Der Mitgliedsbeitrag bleibt für 2012 mit €
21,80 unverändert. Jede Überzahlung (Spende)
wird mit herzlichem Dank verbucht.
Herzlichen Dank für Ihre Mithlife,
Unterstützung und Treue! Bleiben Sie uns auch
in Zukunft gewogen, damit wir unsere
Forschungsarbeit am Werk Josef Weinhebers
weiterführen können. Vielleicht wäre es Ihnen
auch möglich, aus der Familie oder Ihrem
Freundeskreis ein neues Mitglied für die Josef
Weinheber-Gesellschaft zu werben. Es würde
sich für den Fortbestand der Gesellschaft sehr
positiv auswirken.
Mit der Bitte, auch unsere zukünftigen
Veranstaltungen mit Ihrer Anwesenheit
auszuzeichnen (Einladungen ergehen jeweils
separat), verbleibe ich für die Josef Weinheber-
Gesellschaft
mit herzlichem Gruß
Ihr Christian Weinheber-Janota
Präsident der Josef Weinheber-Gesellschaft
Mitteilungen, Stellungnahmen
und Veranstaltungshinweise aus
jüngerer Zeit lesen Sie jetzt
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Kommentieren!
Kirchstetten, im Januar 2012
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Josef Weinheber-
Gesellschaft!
Die Josef Weinheber-Gesellschaft blickt auf
ein ereignisreiches, zum Teil regelrecht
turbulentes Jahr 2011 zurück. Zum einen
gelang es diesmal, eine beachtliche Reihe von
kleineren und größeren Veranstaltungen zu
organisieren oder mitzugestalten. Dabei
ragten zwei vielbeachtete und gutbesuchte
Künstlerlesungen heraus: die den
Jahresauftakt bildende Matinée von Verena
Noll und Jürgen Pfaffinger, deren
außerordentliches Gelingen allgemein den
Wunsch nach Wiederholung entstehen ließ,
sowie der vertraute frühherbstliche
Höhepunkt mit dem Auftritt Ulli Fessls und
Peter Urays in der Weinheber-Gemeinde
Kirchstetten. Doch hatten die Weinheber-
Freunde in aller Welt auch einen schweren,
wenngleich nicht gänzlich unerwarteten
Verlust zu beklagen. Dr. Friedrich Jenaczek,
der zweifellos bedeutendste Weinheber-
Forscher und Schöpfer der grundlegenden
neuen Gesamtausgabe, verstarb im
vergangenen Frühling im hohen Alter von 92
Jahren in seiner Heimatstadt München (siehe
den Nachruf auf unserer Homepage). Unser
tiefes Mitgefühl gilt der Familie des
Dahingegangenen, namentlich den beiden
Söhnen Clemens und Markus. Die Josef
Weinheber-Gesellschaft übernahm jenen Teil
des schriftlichen Nachlasses, der ihren
Arbeitsbereich betraf. Wir haben die dankbare
Gewißheit: Indem wir uns heute um Josef
Weinheber bemühen, stehen wir alle auf
Friedrich Jenaczeks Schultern.
Zum anderen hatten wir uns im Sommer des
vergangenen Jahres mit dem
Wiederaufflammen einer Pressekampagne
gegen das Weinheber-Denkmal auf dem
Schillerplatz im ersten Wiener
Gemeindebezirk auseinanderzusetzen,
losgetreten von öffentlichen Stellungnahmen
des scheidenden Rektors und der damals erst
designierten neuen Rektorin der dort
befindlichen Akademie der bildenden Künste.
Da Josef Weinheber 1942, also unter dem
NS-Regime, zum Ehrenmitglied der
Akademie ernannt worden war, geriet auch
diese – durch den Tod des Dichters freilich
längst hinfällige – Tatsache ins Gerede. Inhalt
und Qualität der veröffentlichten
Äußerungen, die sich im wesentlichen auf
Vorurteile, plumpe Vergröberungen und die
völlig unzulässige Einschrumpfung
Weinhebers zu einem Parteigänger der
Nationalsozialisten, zum „Nazi-Dichter“
beschränkten, veranlaßte die Josef
Weinheber-Gesellschaft zu klärenden
Maßnahmen. Sie war es gewesen, die 1975
das Denkmal auf dem Schillerplatz mit der
von Josef Bock gestalteten Büste errichtet
und in die Obhut der Stadt Wien übergeben
hatte, fungiert also immer noch als dessen
Eigentümerin. Ein Interview des Präsidenten,
Christian Weinheber-Janota, für die
Tageszeitung Die Presse und ein offener
Brief seines Stellvertreters, Dr. Christoph
Fackelmann, der nicht nur an das Rektorat
der Akademie, sondern auch an den
Bürgermeister der Stadt Wien erging
(veröffentlicht auch auf unserer Homepage),
sollten dazu beitragen, den Blick auf die
Fakten zu schärfen und für ein sachgerechtes
und differenziertes Bild Weinhebers
einzutreten. Der weitere Fortgang der
„Affäre“ bleibt abzuwarten. Auch an anderen
Stellen waren in letzter Zeit
denkmalstürzerische Bemühungen um Josef
Weinheber zu verzeichnen. Sie richteten sich
etwa gegen das 1967 errichtete Denkmal auf
der Feihlerhöhe (mit einem Porträtrelief von
Rudolf Pleban), mit welchem die
Wienerwaldgemeinde Purkersdorf der dort
verbrachten Kindheitsjahre des Dichters
gedenkt.
Angesichts all dieser unerfreulichen, zum Teil
regelrecht bestürzenden Entwicklungen ist es
der Josef Weinheber-Gesellschaft vor allem
um eines zu tun: Wir sind der festen
Überzeugung, daß die Erinnerung an Josef
Weinheber, den großen Künstler und
geistigen Menschen, in der Gegenwart nicht
von Phrasen des politischen Kampfes und