Wer war Josef Weinheber?
Nur einer von den Formkünstlern. Einer, der schöne Worte macht, hinter denen nichts steckt. - -
Ein Hölderlinepigone aus Ottakring. Sozusagen ein Heurigen-Hölderlin, der pathetische Oden
und zugleich wienerische Gstanzln schreibt. - - Einer der üblichen Verdächtigen aus dem
gefährlichen Dunstkreis der Antimoderne. So ein egozentrischer Sprachmetaphysiker, der den
Sinn für die Realität verloren hat. - - Ein heroischer Nihilist. Oder gar ein österreichischer
Nazidichter, ein NS-Barde, der eine Hymne auf den Anschluß und eine Ode an den Führer
geschrieben hat. Einer aus der unbewältigten Vergangenheit Österreichs eben. - - Jedenfalls ein
Alkoholiker, menschlich und politisch gescheitert. Ein Waisenhäusler und Autodidakt, der durch
eine Schriftstellerkarriere seine Herkunft aus dem kleinbürgerlichen Elend kompensieren wollte.
Also einer, der ruhig vergessen werden kann ...
Über Josef Weinheber, den Lieblingsdichter ganzer Generationen, denkt unsere Zeit, wenn
überhaupt, nur noch in Schablonen und Klischees. Wer aber war Josef Weinheber wirklich? Wie
kann man heute einen angemessenen, auf Kenntnis der Texte und Quellen und auf historischer
Umschau fußenden Zugang zu seinem Werk finden? Wie kann auch sein schriftstellerischer
Lebensweg sachgerecht verstanden werden? Und warum ist weder das eine noch das andere
leicht oder mit leichter Hand zu erreichen? Was zeigt sich, wenn man wirklich über Josef
Weinheber nachdenkt?
Was kann und soll seine Dichtung uns heute bedeuten? Warum könnte es sich doch lohnen,
Josef Weinhebers Gedichte zu lesen und sich mit der Vielfalt und der Vielschichtigkeit seines
Werkes auseinanderzusetzen? Was bedeutet dieses Werk für die Geschichte der deutschen, der
österreichischen Literatur, und wo steht es in dieser Geschichte, woher kam es, wo knüpfte es
an, wie wollte es wirken und wie wirkte es tatsächlich weiter?
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Josef Weinheber, vermutlich Selbstporträt