© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Weinheber-Literatur Weinheber selbst hat sich nur zu sehr wenigen Studien über sein Werk wirklich zustimmend geäußert, so über die ideengeschichtlich bestimmten Porträts Erich Przywaras (1937) [1], Johannes Kleins (1938) [2] und Fritz Martinis (1943) [3], wohl auch über die Kammermusik-Deutung Heinz Otto Burgers (1942) [4]. Die erste, aus Anlaß von Weinhebers 50. Geburtstag von seinem Verlag in Auftrag gegebene Monographie, die Franz Koch verfaßte (1942) [5], hat der Dichter nachdrücklich abgelehnt. Kurz nach seinem Tod legen Friedrich Sacher (1949) [6] und Edmund Finke (1950) [7] monographische Studien vor, die, aus der Perspektive der Freundschaft und ohne wissenschaftlichen Anspruch geschrieben, in ihren interpretatorischen Bemühungen heute noch Beachtung beanspruchen dürfen. Zugleich grassiert die anekdotenüberwucherte Erinnerungsliteratur, die, entsprechend ihren funktionellen Kontexten, von äußerst unterschiedlichem Wert ist (vgl. etwa die Beiträge zu dem von Heinrich Zillich herausgegebenen Band Bekenntnis zu Josef Weinheber, 1950 [8]).  Das Weinheber-Bild in der breiten Öffentlichkeit wird von Josef Nadlers Monographie (1952) [9] und von seiner und Hedwig Weinhebers fünfbändiger Werkausgabe (1953-1956) geprägt. Der  Literarhistoriker der "deutschen Stämme und Landschaften" zeigt sich dieser Aufgabe aber weder in seiner interpretatorischen und analytischen Leistung noch in editorischen Belangen gewachsen, er arbeitet verzeichnend, trivialisierend, nachlässig und fehlerhaft, die entscheidenden Traditions- und Strukturlinien in Werk und Denken Weinhebers sieht er, in Unkenntnis der modernen österreichischen Literaturentwicklung, nicht. - Die frühen Jahrzehnte bilanzieren kritisch die Forschungsberichte von Harry Bergholz, 1957 [10] und 1958 [11]. Über die Fortschritte, die in der von Friedrich Jenaczek besorgten, allmählich auf der Auswertung des gesamten Nachlasses basierenden neuen kommentierten Ausgabe (1970-1996, fünf Bände in sechs Büchern) erzielt wurden, orientiert das Nachwort zu Band I/1 [12]  sowie das Autoreferat des Herausgebers in der Zeitschrift Codices manuscripti (jeweils 1980) [13]. Seit den frühen achtziger Jahren beherrschen die Diskussion in zunehmendem Maße ideologiekritische Bemühungen, die weniger aus einem literarhistorischen Interesse an den Texten als aus vergangenheitspolitischen Motivationen unternommen werden. Es geht um den Nachweis von "politischen Verstrickungen" Weinhebers in der Ära des Nationalsozialismus und um deren vermeinten weltanschaulichen und ästhetischen Niederschlag im Gedichtschaffen. Einige umfangreiche Darstellungen beleuchten den österreichischen Literatur- und Kulturbetrieb der Zwischenkriegszeit und der "Anschluß"- und Nachkriegsjahre unter politisch- und ökonomisch-strukturellen Gesichtspunkten und entwickeln auch Relevanz für die Weinheber- Forschung (vgl. z. B. die Studien Klaus Amanns, 1988 [14], und Gerhard Renners, 1986 [15]). Damit verstärkt sich generell das Interesse an Weinhebers Präsenz in der "nationalen" und nationalsozialistischen Literaturöffentlichkeit, die Aufmerksamkeit verschiebt sich zusehends von Verstehensbemühungen um das Gesamtwerk auf Fragen des "politischen Sündenregisters" und einzelne damit in Verbindung gebrachte Texte aus weiter