© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Josef Weinheber in Kürze. Nach einem Artikel von Friedrich Jenaczek für das geplante Bio-bibliographische Lexikon der Literatur Österreichs, hrg. von Herbert Zeman, leicht gekürzt und aktualisiert. WEINHEBER, Josef (9. 3. 1892 Wien - 8. 4. 1945, Kirchstetten a. d. Westbahn). Über sein Leben und seine Dichtungen kursieren zäh anhaftende Mißverständnisse und Legenden; erst die Erforschung des seit 1976 in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrten Nachlasses führte in der kommentierten Neuausgabe der Sämtlichen Werke, 1970ff., zu gesicherter Kenntnis. Weinheber ist der voreheliche Sohn eines „Kellners und einer Weißnäherin"; nach der Trennung ihrer Ehe wird er abgegeben in eine Anstalt für schwer erziehbare Kinder, nach dem Tod des Vaters, 1901, untergebracht im Hyrtl'schen Waisenhaus in Mödling bei Wien. Hier - die Mutter starb 1904 - besucht er das Gymnasium, 1903 bis Februar 1908. Dann verliert er wegen eines ungenügenden Zeugnisses den Freiplatz an der Schule. Weinheber ist schon, während er noch in der Pferdemetzgerei seiner Tante arbeitet (1908- 1910), unter dem Schock der Deklassierung, um seine Weiterbildung bemüht. Diese Möglichkeit bietet ihm das in unmittelbarer Nähe gelegene Ottakringer „Volksheim", eine Gründung sozialistischer Dozenten der Wiener Universität, die erste und bedeutendste Volkshochschule im deutschen Sprachraum; ihr Ziel ist es, "die Hörer zum Selbstdenken zu erziehen". Außerdem besucht Weinheber die Abendschule des Vereins "Freies Lyceum" im VII. Wiener Gemeindebezirk, um sich auf die Gymnasialmatura vorzubereiten (die er allerdings nicht absolviert). Seit 1910 wohnt er in der Ottakringer Wohnung der Lehrerswitwe Marianne Grill, der Mutter eines ehemaligen Waisenhauskameraden, die ihn als Ziehsohn aufgenommen hat. Seit 1911 dient Weinheber als Beamter in der Wiener Post- und Telegraphendirektion (zuletzt, 1932, als Technischer Inspektor). 1918 tritt er aus der katholischen Kirche aus. Eine erste Ehe (1919/20), mit Emma Fröhlich (geb. 1889), der Gefährtin seit 1917, scheitert, weil die Frau sich ein Kind wünscht, während eine andere Bindung als an seine Kunst Weinheber unerträglich erscheint (vgl. das Drama Genie, 1918, SW I/1). Eine zweite Ehe geht Weinheber 1927, mit Hedwig Krebs, geb. Oberst (1885-1958), einer Amtskollegin, ein. Aus diesem Anlaß konvertiert er zum Protestantismus. Er übersiedelt in die Wohnung der Frau im III. Wiener Gemeindebezirk (Rudolf von Alt-Platz). Gemeinsame Reisen, 1925-1931, in Mittelmeerländer, werden insbesondere durch das Erleben der Kunst Michelangelos wichtig. 1936, in der Anfangsphase seines plötzlich eingetreten "Ruhms", kauft Weinheber von der Dotation des "Mozart-Preises" das Landhaus "Aigenhof" in Kirchstetten in Niederösterreich. In den Jahren 1936 bis 1940 lernt Weinheber auf ausgedehnten Lesereisen viele Landschaften bzw. Städte Deutschlands kennen. 1931-1934 ist er Mitglied der österreichischen NSDAP, 1933/34 wirkt er in dem nationalsozialistisch gesteuerten "Kampfbund für deutsche Kultur" als Schrifttums-Fachberater. Dennoch: daß Weinheber zeitweilig "dem Nationalsozialismus nahestand", solche oder ähnliche Pauschalbehauptungen simplifizieren das Phänomen der Wirkung Weinhebers in der Zeit des "Dritten Reichs". Sein Engagement für eine "nationale Erneuerung" ist nicht auf eine Annäherung an ideologische Positionen des Nazionalsozialismus gegründet. Schon sehr früh beginnt er kritisch auf Distanz zu dem "nationalen" Schriftstellermilieu in Österreich zu gehen, spätestens 1936 dehnt er dieses kritische Bewußtsein auch auf Hitler-Deutschland selbst weiter