© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   aus, er entwickelt sich zum "Anschluß"-Gegner. Zeitgenössischen Zeugnissen, wie dem Bericht W. Th. Andermanns (d. i. Walter Thomas  [1]), ist zu entnehmen, daß, auch wie Weinheber sich dem Druck zu entziehen sucht, den Funktionäre der NS-Herrschaft nach dem "Anschluß" auf den berühmten Dichter ausüben. Nicht immer mit Erfolg: wiederholt sieht er sich genötigt, in politischem Auftrag Gelegenheitstexte zu verfassen und Auftritte mit offiziösem Propaganda-Anstrich zu absolvieren. Jede Untersuchung der Fragen, die mit Weinhebers publizistischer Praxis und öffentlich- politischer Präsenz zusammenhängen, hätte komplexe literatursoziologische Sachverhalte zu erwägen und die evidente Differenz zur poetischen Praxis und Präsenz genau zu berücksichtigen. In den vierziger Jahren nähert sich Weinheber einem gläubigen Katholizismus an, zu der geplanten formellen Re-Konversion ist es vor seinem Tod nicht mehr gekommen. Weinheber stirbt an einer Dosis Morphium, der seine vom Alkohol geschwächte Konstitution nicht mehr gewachsen ist. "Problematisch war alles an seiner so irreführenden wie überzeugenden Persönlichkeit, Zwiespalt aus einem Guß: ein waschechter Wiener, von seinem reinen Deutschtum besessen; ein Intellektueller mit überempfindlichen Nerven, der 'aussah wie ein Stier', ein Ästhet, der sich als Naturbursch gab; ein unrettbarer Pessimist, unerlöst durch seinen quicken Humor; ein Künstler von beispielhafter Selbstzucht, hemmungslos dem Trunk verfallen, 'mit Wirkungen, die nicht mehr weit vom Irrsinn lagen'; auf Adel und Würde pochend, doch ein Plebejer nach Kern und Schale" (Ernst Stein [2]). Auszeichnungen: Preise der Stadt Wien (1925) und der Julius Reich-Dichterstiftung (1930); Ehrenring der deutsch- österreichischen Schriftstellergenossenschaft für 1934 (1935); Mozart-Preis der Goethe-Stiftung durch die Universität München (1936); Professor h. c. (1936); Laienprüfer bei der I. juridischen Staatsprüfung (1940); Grillparzer-Preis der Stadt Wien (1941); Ehrenring der Stadt Wien (1942); Dr. phil. h. c. der Universität Wien (1942). [Ehren- ]Präsident der Hölderlin-Gesellschaft in Wien (1943); Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien (1942), des Wiener Männergesang-Vereins (1943), der Wiener Hamerling-Gesellschaft; Senator der Deutschen Akademie für Dichtung in Berlin (1944). Weinheber ist künstlerisch vielseitig begabt, sehr musikalisch, betätigt sich zeitlebens auch als Maler (insbes. Miniaturen). Gedichte schreibt Weinheber seit 1912, zunächst von Wildgans, Dehmel, Rilke und Walt Whitman beeinflußt. Auch ist bekannt, daß er damals Schopenhauer, Nietzsche, Platon,  Marc Aurel, Karl Kraus' Fackel, Otto Weininger, Auguste Forel, David Friedrich Strauß, Prentice Mulford, Walter von Molos Schiller-Roman liest bzw. gelesen hat. Diese erste, die "Lautensängerperiode" lösen 1916/17 anspruchsvolle religionsphilosophische Zyklen ab: Der Gottsucher, Zwischen Tag und Traum, Das Hohe Lied, Der dunkle Weg. Sie stellen der Weltkriegs-Katastrophe den Glauben an eine geistige Höherentwicklung der Menschheit entgegen. Es ist bemerkenswert, daß dies 1916 geschieht, zur gleichen Zeit, in der P. Teilhard de Chardin seine Theologie der Evolution konzipiert hat. Das Weinheber antreibende Lebensgefühl charakterisiert eine Wendung aus einem Brief an Emmy Fröhlich: "[...] weil ich da bin, um vorwärtszubringen" (25. 8. 1917 [3]). Im Gedanklichen sind diese Dichtungen den autodidaktischen Anstrengungen der "Volksheim"-Jahre verpflichtet, besonders aber, zurück weiter