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AKTUELLE AUSSENDUNGEN DER JOSEF WEINHEBER-GESELLSCHAFT.
Wien - Kirchstetten, am 2. Mai 2011
Friedrich Jenaczek, der große
Weinheber-Forscher, ist tot.
Am Ostermontag, den 25. April 2011, verstarb
Dr. Friedrich Jenaczek in seiner Heimatstadt
München. Er stand im 93. Lebensjahr. Die
Beisetzung fand am Freitag, den 29. April, auf
dem Münchener Westfriedhof statt.
Die Josef Weinheber-Gesellschaft trauert um
ihr Ehrenmitglied. Mit Dr. Friedrich Jenaczek
ging der bedeutendste Weinheber-Forscher
des 20. Jahrhunderts von uns. Ihm verdankt
die Auseinandersetzung mit Werk, Leben und
Wirkung des Dichters so viel, daß es sich mit
wenigen Worten nicht ausdrücken läßt.
Am 18. Juli 1918 in Mähren geboren, studierte
Friedrich Jenaczek in Brünn, Prag und
München Germanistik, Slawistik, Geschichte
und Philosophie. Nach dem Krieg und einer
fast fünf Jahre andauernden
Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion lehrte er,
heimatvertrieben, am München-Kolleg als
Gymnasialprofessor. In den fünfziger Jahren
begann seine publizistische Beschäftigung mit
Josef Weinheber. Es entstanden in rascher Folge
bahnbrechende, bis heute maßgebliche Studien,
Entwicklungsskizzen und Einzelinterpretationen.
Ihnen ist es insbesondere zu verdanken, daß die
ästhetischen Grundlagen der Weinheberschen
Lyrik geklärt werden konnten. In Abkehr von den
älteren, diesbezüglich weitgehend im Dunkel
tappenden Bemühungen und in kritischer Revision
der damals tonangebenden Weinheber-Arbeiten
Josef Nadlers erhellten Jenaczeks Beiträge
erstmals das schwierige Gebäude der
Weinheberschen Poetik, das “Sprachkunst”-
Bewußtsein und dessen konkreten Einfluß auf die
Textgestaltung der seit den frühen zwanziger
Jahren entstehenden neuartigen Gedichte und
Zyklen.
In der langwierigen Rechtssache des Weinheber-
Nachlasses fungierte Friedrich Jenaczek als
verdienstvoller Gutachter. Er erlangte Einsicht in
die umfangreiche Hinterlassenschaft und
durchforschte die erhaltene Arbeitsbibliothek des
Dichters. Eine lange Freundschaft verband ihn mit
Gerda Stadler-Janota, der Mutter von Weinhebers
einzigem Sohn und Erben. Der Otto Müller-Verlag
betraute den inzwischen führenden Weinheber-
Kenner mit der Neuausgabe des Weinheberschen
Gesamtwerks. Jenaczek stellte in den seit 1970
erscheinenden Bänden seiner Studienausgabe
nach und nach die gesamte Kenntnis der
Werküberlieferung und Textgeschichte auf ein
neues Fundament. Die zahlreichen, oft genug
folgenschweren Fehler und Irrtümer der von Nadler
betreuten Erstausgabe und Biographie konnten
schließlich unter Einbeziehung des gesamten
nachgelassenen Materials beseitigt werden.
Vielerlei Entdeckungen halfen, ein ganz neues Bild
von Josef Weinheber entstehen zu lassen und eine
Vielzahl an neuen Gesichtspunkten und
Erkenntnisperspektiven für das Verständnis
aufzutun. Die Kommentare und Nachworte der
Neuedition bilden bis heute eine einzigartige
Fundgrube. 1996 schloß Jenaczek mit dem dritten
Band, dem insgesamt sechsten Teil, seine Edition
ab. Im selben Jahr gestaltete er die große
Weinheber-Gedenkausstellung in der
Österreichischen Nationalbiliothek in Wien.
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