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VERANSTALTUNSGREIHEN DER JOSEF WEINHEBER-GESELLSCHAFT
Im Herbst des Jahres 1934 lag über Österreich
der Schatten einer schweren politischen und
gesellschaftlichen Krise. Der offene Bürgerkrieg
im Februar und der nationalsozialistische
Putschversuch gegen die autoritäre Dollfuß-
Regierung im Juli hatten die lange schwelenden
Konflikte endgültig zum Ausbruch gebracht. Das
von den Kriegsfolgen und der Wirtschaftskrise
schwer erschütterte Land war im Inneren völlig
zerklüftet und befand sich am Rande des
Zusammenbruchs. In dieser Situation
veröffentlichte der Adolf Luser-Verlag ein
umfangreiches Buch lyrischer Gedichte des
Wiener Schriftstellers Josef Weinheber (1892-
1945). Es trug den markanten Titel „Adel und
Untergang“ und war das erste Werk des
Dichters nach beinahe acht verlagslosen Jahren.
Der Eindruck, den es auf die Zeitgenossen
machte, war so groß, daß sein Autor, im Zuge
eines weiteren Jahrzehnts intensiven Schaffens,
vom verkannten Einzelgänger zum
bekanntesten und meistgelesenen Lyriker
deutscher Sprache aufstieg.
Dieser Vorgang erscheint umso
bemerkenswerter, als Weinhebers Werk in
entschiedener Weise aus dem Bewußtsein der
Gegnerschaft zur eigenen Zeit gestaltet ist und
auch so wahrgenommen werden will. Die
kämpferische Haltung, mit der Weinheber dem
verachteten „Ungeist“ der Epoche opponiert,
spricht schon das „Leitwort“ zu „Adel und
Untergang“ aus, das mehrdeutig und provokant
„in hora mortis“ (,in der Todesstundeʻ)
überschrieben ist:
Ich selbst berief mich zu dem strengen Werke.
Nicht Gnade nahm ich, Frost war meine Stärke.
Nie gab ich mich dem Gott der Zeit zu eigen.
[...]
Der Vortrag geht diesem besonderen, immer
noch faszinierenden Kunstwollen nach und
überlegt, wie man heute dessen prekärem Ort
in der Geschichte gerecht werden könnte.
Anhand zahlreicher Beispiele soll mit der
vielfältigen Sammlung bekannt gemacht
werden, zu der einstmals berühmte Zyklen wie
die leidenschaftlich große „Heroische Trilogie“,
die virtuosen „Variationen auf eine
hölderlinische Ode“ oder die anmutigen
„Blumenstrauß“-Gedichte, aber auch regelrechte
Lesebuch-Klassiker wie der „Hymnus auf die
deutsche Sprache“ und die „Ode an die
Buchstaben“ gehören.
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