© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   VERANSTALTUNSGREIHEN DER JOSEF WEINHEBER-GESELLSCHAFT Im Herbst des Jahres 1934 lag über Österreich der Schatten einer schweren politischen und gesellschaftlichen Krise. Der offene Bürgerkrieg im Februar und der nationalsozialistische Putschversuch gegen die autoritäre Dollfuß- Regierung im Juli hatten die lange schwelenden Konflikte endgültig zum Ausbruch gebracht. Das von den Kriegsfolgen und der Wirtschaftskrise schwer erschütterte Land war im Inneren völlig zerklüftet und befand sich am Rande des Zusammenbruchs. In dieser Situation veröffentlichte der Adolf Luser-Verlag ein umfangreiches Buch lyrischer Gedichte des Wiener Schriftstellers Josef Weinheber (1892- 1945). Es trug den markanten Titel „Adel und Untergang“ und war das erste Werk des Dichters nach beinahe acht verlagslosen Jahren. Der Eindruck, den es auf die Zeitgenossen machte, war so groß, daß sein Autor, im Zuge eines weiteren Jahrzehnts intensiven Schaffens, vom verkannten Einzelgänger zum bekanntesten und meistgelesenen Lyriker deutscher Sprache aufstieg. Dieser Vorgang erscheint umso bemerkenswerter, als Weinhebers Werk in entschiedener Weise aus dem Bewußtsein der Gegnerschaft zur eigenen Zeit gestaltet ist und auch so wahrgenommen werden will. Die kämpferische Haltung, mit der Weinheber dem verachteten „Ungeist“ der Epoche opponiert, spricht schon das „Leitwort“ zu „Adel und Untergang“ aus, das mehrdeutig und provokant „in hora mortis“ (,in der Todesstundeʻ) überschrieben ist:  Ich selbst berief mich zu dem strengen Werke. Nicht Gnade nahm ich, Frost war meine Stärke. Nie gab ich mich dem Gott der Zeit zu eigen. [...] Der Vortrag geht diesem besonderen, immer noch faszinierenden Kunstwollen nach und überlegt, wie man heute dessen prekärem Ort in der Geschichte gerecht werden könnte. Anhand zahlreicher Beispiele soll mit der vielfältigen Sammlung bekannt gemacht werden, zu der einstmals berühmte Zyklen wie die leidenschaftlich große „Heroische Trilogie“, die virtuosen „Variationen auf eine hölderlinische Ode“ oder die anmutigen „Blumenstrauß“-Gedichte, aber auch regelrechte Lesebuch-Klassiker wie der „Hymnus auf die deutsche Sprache“ und die „Ode an die Buchstaben“ gehören. zurück