© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Aus der Gewißheit der Katastrophe und aus dem Bewußtsein, in ihr auch persönlich versagt zu haben, erwächst Weinhebers letztes großes sprachkünstlerisches Werkvorhaben, das Projekt einer mimetischen Poetik. Während eines zweimonatigen Aufenthalts in der Heilstätte Inzersdorf, die ein alkoholbedingter physisch- psychischer Zusammenbruch notwendig gemacht hat, entsteht im Frühjahr 1940 der Plan und eine erste Serie von Gedichten. 1939 ließ sich Weinheber wider Willen bewegen, die formelle Herausgeberschaft der Zeitschrift Der Augarten, welche von dem der Wiener Kulturadministration nahestehenden „Wiener Dichterkreis“ neu eingerichtet wurde, zu übernehmen (die Redaktionsgeschäfte obliegen Edmund Finke). Hier erscheinen ab Mai 1940 die ersten Gedichte, die für das neue Werk bestimmt sind. Sie zeigen, daß zu der Poetik zunächst auch eine ebenso mimetisch, d. h. zugleich lehrhaft darstellend und künstlerisch exemplifizierend angelegte Grammatik, also eine „Sprachlehre“ im engeren Sinn, gehören soll. Im Herbst des Jahres 1941 wird diese ursprüngliche Konzeption des bereits gesetzten Buches revidiert, die sprachkritischen Gedichte (z. B. der kleine Zyklus Die Satzzeichen) und die satirisch-didaktischen Versnotizen werden wieder herausgenommen und später zu dem sog. Glossarium  ausgebaut, einer ebenfalls für den Druck bestimmten Auswahl seiner Epigramme, Versglossen und kritischen Impressionen, mit der sich Weinheber vor allem in der letzten Zeit vor seinem Tod befaßt. Anfangs trägt das neue Werk den Titel Zur Sprache, nach der Revision wird es in Hier ist das Wort umbenannt. Im September 1944 erteilt der Dichter das Imprimatur, aber kriegsbedingt kann das Buch, das „dem Kärntner Maler und Bauern Dr. Werner Berg in Freundschaft“ gewidmet ist, zu Lebzeiten des Verfassers nicht mehr erscheinen. Erst zweieinhalb Jahre nach seinem Tod gibt es die Witwe Hedwig Weinheber bei Otto Müller in Salzburg heraus, wo es weitere zwei Jahre später bereits die zweite Auflage erlebt. Weinhebers Vorhaben sieht sich dem „königlichen Gedanken“ verpflichtet, eine untergehende Sprache zu retten“ oder zumindest den „Protest gegen einen Untergang, der vielleicht schon vollzogen ist“, zu formulieren [1]. Beide Titelvarianten unterstreichen die Herkunft und das Ziel des Werkes: In direktem Zusammenhang mit der auch durch die epigrammatische Arbeit (Abenteuer des Ohres; Sprachtod; Sein, haben, werden; Gestanden ist gestanden etc.) dokumentierten polemisch-kritischen Auseinandersetzung mit dem kriegsführenden Deutschland unter nationalsozialistischer Herrschaft stehend, ist für Weinhebers Spätwerk die Wiederverstärkung des literarischen Dialogs mit Karl Kraus charakteristisch. Der endgültige Titel, dem zentralen Gedicht Als ich noch lebte .. entnommen, rekurriert solcherart sowohl auf das berühmte letzte Gedicht von Kraus, Man frage nicht (Oktober 1933) – „Das Wort entschlief, als SPÄTWERK: Hier ist das Wort (1944/47), satirisches Glossarium weiter Anhang Spätwerk