© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Anfänge und frühes Werk  Ärmlichen kleinbürgerlichen Verhältnissen entstammend und früh verwaist, entwickelt sich Weinhebers intellektuelle und künstlerische Persönlichkeit hauptsächlich in autodidaktischer Eigenwilligkeit, im Kampf mit einem denkbar ungünstigen Milieu. Die 1912 einsetzende frühe Phase seines lyrischen Schaffens wird später als „Gehirnreimerei“ [1] ästhetisch verworfen, entfaltet aber thematisch und motivisch bereits einen großen Teil des späteren Spektrums. Im Zentrum stehen Grundfragen des Künstler-Ichs im Verhältnis zum weiblichen und zum göttlichen Du, die, meist in zyklischen Kompositionen, mit religiöser, allerdings nicht konfessionell festgelegter Leidenschaft immer von neuem gestellt und spekulativ beantwortet werden. Die Leitvorstellungen ergeben sich aus der Sehnsucht nach geistiger Höherentwicklung des Menschen (einer ursprünglich spiritualistischen Evolutionsvorstellung) und kreisen somit um Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit einer künftigen ethischen Revolution. Natur- und soziales Elendserleben – Motivbereiche, die eine große Rolle spielen – treten nicht um ihrer selbst willen hervor, sondern werden als Funktionen dieses weltanschaulichen Grundimpulses begriffen.  Den geistigen Werdegang des jungen Weinheber, seinen literarischen Horizont und das Milieu seiner künstlerischen Anfänge helfen insbesondere einige umfangreiche Briefwechsel verstehen, die er mit weiblichen Briefbekanntschaften sowie mit einzelnen Personen aus seinem Freundeskreis während deren Abwesenheit aus Wien führt; sie wurden zumeist erst lange nach dem Tod des Dichters entdeckt bzw. ausgewertet. Dazu zählen die Korrespondenz mit Raimund Wagner  und Leopoldine (Poldi) Kiridus (ab 1914) die Korrespondenz mit Hilde Zimmermann aus Wagstadt bei Troppau (1916) sowie die Korrespondenz mit Emma Fröhlich (ab 1917), einer Jüdin aus der Leopoldstadt, und mit deren Freundinnen Eva (Szerén) Vas aus Budapest (1918) und Marie (Manni) Neuwelt (1918/19). Eine wichtige Rolle spielt auch die Bekanntschaft mit der Bildhauerin Irmgard Stuart-Willfort (ab 1916), in deren kleiner Villa in Gersthof Weinheber häufig verkehrt. Sie modelliert eine nachmals berühmte Büste des jungen Dichters. Mit Emmy Fröhlich, deren Beziehung zu Weinheber für diesen das Zentrum seines geistigen Austauschs in den frühen Jahren bildet, geht er 1919 eine Ehe ein, die allerdings schon 16 Monate später, an den unterschiedlichen Lebenskonzepten der beiden gescheitert, wieder geschieden wird. Indem der aufstrebende Dichter diese Korrespondenzen zu großen Teilen für die Reflexion seines eigenen Denkens und Schaffens nützt, machen sie u. a. auf wichtige Quellen für seine durch die Suche nach unorthodoxen Zugängen bestimmte Auseinandersetzung mit religiösen Fragen aufmerksam, wie auf die Leben-Jesu- Darstellungen von Ernest Renan und David Friedrich Strauß oder den spiritualistischen Traktat Der Unfug des Sterbens von Prentice Mulford. Auch die intensive Lektüre der Bibel selbst tritt deutlich zutage. Schon während des Ersten Weltkriegs wird das Erlebnis der Fackel und der regelmäßig besuchten Vorlesungen von Karl Kraus prägend, sodaß etwa die „Kriegsfackeln“ weiter Anhang Spätwerk