© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   und die Die letzten Tage der Menschheit von kaum zu unterschätzender Bedeutung für die Herausbildung von Weinhebers zeit- und gesellschaftskritischem Standpunkt sind. Seit 1919 ist Weinheber, eingeführt durch Robert Hohlbaum, Mitarbeiter an der humoristisch-satirischen Zeitschrift Die Muskete, die damals von Theodor Waldau in antimilitaristischem, gemäßigt liberalem Geist geleitet wird. 1921 erscheint durch Vermittlung des Romanciers Leo Perutz Weinhebers erstes Gedichtbuch, Der einsame Mensch (Verlag E. P. Tal, Wien, Neuauflage im Ibachverlag, Wien 1940; Marianne Grill, der Ziehmutter, gewidmet). Es beginnt aber erst rund zehn Jahre später zu wirken, insbesondere indem es zunehmend Verständnis als eine nicht von den Grenzen des Tendenziösen gehemmte, antiexpressionistische „Arbeiterdichtung“ erfährt (etwa durch Theodor Lessing, Paul Cohn u. a.). Die Lyrik aus der Periode des vorwiegend am Stoff bzw. an der Reflexion als solcher orientierten Interesses ist formal relativ unselbständig, abhängig vor allem von Dehmel, Wildgans, dem frühen Rilke. Erst im Verlauf der ersten Hälfte der zwanziger Jahre erfolgt aus der Einsicht in den Materialcharakter der Sprache für das literarische Kunstwerk die ästhetische Neuorientierung des Weinheberschen Schaffens. Neben der zentralen Auseinandersetzung mit dem Sprach- und Kunstdenken von Karl Kraus bildet eine meist davon inspirierte systematisch und studienmäßig betriebene Befassung mit den großen Lyrikern der unmittelbar vorangegangenen Generation (besonders mit dem mittleren und späten Rilke, Trakl nicht jedoch mit George!), mit großen Erscheinungen vergangener Epochen (von Claudius über Mörike und Droste-Hülshoff bis zu C. F. Meyer und Liliencron) sowie mit der frühgriechischen (Sappho, Alkaios) und der klassischen lateinischen Lyrik (Horaz), unter gestaltkritischen Gesichtspunkten die Basis für diesen substantiellen Fortschritt. Die Wende zur Sprache und das neue sprachkünstlerische Experimentieren mit den tradierten lyrischen Gestaltungswegen prägen in unterschiedlich dichtem Ausmaß bereits die beiden Gedichtbücher Von beiden Ufern (Burg- Verlag, Wien 1923; Leo Perutz gewidmet) und Boot in der Bucht (Krystall-Verlag, Wien 1926; Hedwig Krebs gewidmet), die allerdings kaum Beachtung finden.  Wo steht Weinheber, als sein Schaffen in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre seine endgültige Grundlage gewonnen hat? „Alle Dichtung ist von Anbeginn her Sprache“ [2]: Weinhebers Lyrik beansprucht nicht, auf einer neuen, programmatisch herausstellbaren poetologischen Maxime zu gründen. Sie steht im Zeichen der Besinnung auf einen zentralen, in der eigenen Zeit jedoch von Verschüttung bedrohten kunstontologischen Sachverhalt. Ihr geht es darum, die substantial-konstitutive Rolle der Sprache für das Gedicht wieder in das kreative Bewußtsein zurückzurufen, der Tatsache gestalterisch Rechnung tragend, daß der Sprache im literarischen Kunstwerk charakteristischerweise eine andere Funktion und Qualität zukommt als im täglichen „Umgang“, im Gebrauch als Kommunikationsmittel, mithin auch eine andere als im instrumentellen Text (von der Gebrauchsanweisung über den Werbetext und den Zeitungsartikel bis zu der Agitationslyrik und dem zurück weiter Anhang Spätwerk