© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Bedeutung und Ort in der Literaturgeschichte Josef Weinheber (geboren am 9. 3. 1892 in Wien-Alservorstadt, gestorben am 8. 4. 1945 in Kirchstetten in Niederösterreich an einer Überdosis Morphium) ist wohl der bedeutendste österreichische Lyriker der Generation nach Rainer Maria Rilke und Georg Trakl und vor Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Zu diesen heute freilich ungleich renommierteren Dichtern steht sein noch vor wenigen Jahrzehnten vielgelesenes, höchst lebendiges Werk in einem auffälligen, jedoch kaum beachteten Kontinuitätszusammenhang in ideeller und motivischer Hinsicht ebenso wie im Sprach- und Stilbewußtsein. Das besondere Verdienst Weinhebers ist es, sein Gedichtschaffen in lebenslanger Auseinandersetzung mit dem Sprach- und Formdenken von Karl Kraus und mit dessen – spezifisch österreichischen – Traditionen zu einer in bis dahin unbekannter Weise verdichteten „Sprachkunst“ (so lautet auch der poetologische Leitbegriff) vorangetrieben sowie deren Grundsätze und Gestaltungsmöglichkeiten auch in der Poetik umfassend fixiert zu haben.   Die historische Vielfalt formaler und genrehafter Spielarten erfährt in Weinhebers Werk dergestalt eine Integration in den Sinnzusammenhang, daß sowohl die phonologischen Strukturen („Lautsymbol“, „Innere Form“) als auch die außerlexikalischen, metrisch-rhythmischen Ordnungsmuster („Klaviatur der äußeren Formen“) selbst systematisch zu Komponenten der Gedichtbedeutung werden. Im Lichte des pessimistischen Idealismus eines Schopenhauer und der stoischen Philosophie – weniger direkt und mit größerer Distanz werden u. a. Einflüsse Nietzsches, Spenglers, Otto Weiningers  integriert – entwickelt Weinhebers Dichtung früh ein ganzheitliches Weltbild mit einer relativ konstanten, chiffreartigen Leitmotivik. Diesem heroisch-tragischen, existentiell ausgesetzten Humanismus entspricht künstlerisch das Bekenntnis zur „bewahrenden“ Aufgabe des eigenen Schaffens (im „Untergang“ des abendländischen Zeitalters), mithin zum „Epigonentum“ im Krausschen Sinn, das keineswegs mit einer „neoklassizistischen“ Kunstauffassung oder ähnlichem verwechselt werden darf. Der kontemplativen Kreativität der Sprache, der Kunst und der geistigen Arbeit überhaupt wird dabei explizit eine verwandelnde, Welt im eigentlichen Sinne erst schaffende und gestaltende Funktion überantwortet. Die Stellung des Künstlers „gegen die Zeit“ leitet sich als metaphysische Notwendigkeit gewissermaßen aus der Seins-Opposition des reinen Kunstwerks zur „tatberauschten“ Gegenwart ab.   Der Eindruck, den der ebenso faszinierende wie unverwechselbare Weinhebersche Stil auf die lyrische Produktion seiner Zeit macht, ist groß und in seinen Ein- und Auswirkungen kaum überschaubar. Die eigentlichen künstlerischen Wirkungslinien sollten jedoch auf wenige bedeutendere Autoren, die in einem inneren weiter Anhang Spätwerk