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Anhang
Der zweite Bereich wird durch eine Erweiterung
und Komplizierung der inhaltlichen Aufgaben
notwendig. Er erschließt die Möglichkeiten des
„Großen Satzes“, d. h. er zieht die
sprachrhythmischen und satzbaulichen Faktoren
in gesteigertem Maße zur Gestaltung heran, er
errichtet Bedeutung durch die Steuerung
pneumatischer, syntaktischer, aber auch
metrischer Formelemente: Denn ermöglicht wird
er im eigentlichen Sinn erst durch den Schritt
zur bewußten Gestaltungsarbeit mit den
„äußeren“ Formen, den tradierten metrischen
Rastern der Lyrik, die nunmehr gewissermaßen
„physiognomisch“ differenziert werden und dem
lyrischen Text, wo dies inhaltlich erforderlich ist,
zu einer komplexen sinnlich-semantischen
„Architektur“, Gebäudehaftigkeit verhelfen
sollen. So wird Weinhebers Hinwendung zu den
antikischen Odenstrophen von ihm selbst mit
Nachdruck von – ästhetisch sekundären,
äußerlichen – Fragen des Stils und erst recht
der Stilisierung abgegrenzt und ausdrücklich als
der Lösungsversuch eines primären, „ein[es]
künstlerische[n], ein[es]
Gestaltungsproblem[s]“ bezeichnet [6]. Über
ein drittes, ergänzendes Feld der Verdichtung
verfügt die „Sprachkunst“ schließlich, beide
Bereiche ernährend, seit Karl Kraus durch die
kritisch-hellhörige Zuwendung zur Sprachpraxis:
Das Gestaltmoment der „angewandten Sprache“
eröffnet in der Arbeit mit dem Zitat, in der
aktiven Einformung von Idiomatischem – von
Phrasen, Redewendungen, Sprichwörtlichem,
Mundartlichem – gerade auch der Lyrik
Weinhebers tiefe satirische Möglichkeiten,
Spielräume des Witzes [7]; es kann aber darüber
hinaus bei ihr auch als nicht-satirisches, als
dialogisches Zitat („Sprache der
Bruderexistenzen“ [8]) eine reiche
gedankenbildende Wirkung entfalten.
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Spätwerk
(6) Gedanken zu meiner Disziplin, in
Josef Weinheber: Persönlichkeit und
Schaffen, hrg. v. Adolf Luser, Wien-
Leipzig 1935, S. 50; siehe auch SW III
405, IV 86, 130, 630.
(7) Vgl. den Bericht Eduard Kranners:
Als er noch lebte. Erinnerungen an
Josef Weinheber, Krems 1967, 234ff.,
bes. 236.
(8) Vgl. u. a. Über mein Verhältnis zu
Rilke, SW IV 617.