© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Anhang Der zweite Bereich wird durch eine Erweiterung und Komplizierung der inhaltlichen Aufgaben notwendig. Er erschließt die Möglichkeiten des „Großen Satzes“, d. h. er zieht die sprachrhythmischen und satzbaulichen Faktoren in gesteigertem Maße zur Gestaltung heran, er errichtet Bedeutung durch die Steuerung pneumatischer, syntaktischer, aber auch metrischer Formelemente: Denn ermöglicht wird er im eigentlichen Sinn erst durch den Schritt zur bewußten Gestaltungsarbeit mit den „äußeren“ Formen, den tradierten metrischen Rastern der Lyrik, die nunmehr gewissermaßen „physiognomisch“ differenziert werden und dem lyrischen Text, wo dies inhaltlich erforderlich ist, zu einer komplexen sinnlich-semantischen „Architektur“, Gebäudehaftigkeit verhelfen sollen. So wird Weinhebers Hinwendung zu den antikischen Odenstrophen von ihm selbst mit Nachdruck von – ästhetisch sekundären, äußerlichen – Fragen des Stils und erst recht der Stilisierung abgegrenzt und ausdrücklich als der Lösungsversuch eines primären, „ein[es] künstlerische[n], ein[es] Gestaltungsproblem[s]“ bezeichnet [6]. Über ein drittes, ergänzendes Feld der Verdichtung verfügt die „Sprachkunst“ schließlich, beide Bereiche ernährend, seit Karl Kraus durch die kritisch-hellhörige Zuwendung zur Sprachpraxis: Das Gestaltmoment der „angewandten Sprache“ eröffnet in der Arbeit mit dem Zitat, in der aktiven Einformung von Idiomatischem – von Phrasen, Redewendungen, Sprichwörtlichem, Mundartlichem – gerade auch der Lyrik Weinhebers tiefe satirische Möglichkeiten, Spielräume des Witzes [7]; es kann aber darüber hinaus bei ihr auch als nicht-satirisches, als dialogisches Zitat („Sprache der Bruderexistenzen“ [8]) eine reiche gedankenbildende Wirkung entfalten. cf  zurück Anhang Spätwerk