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Unter den kleineren Prosatexten,
die dem Nebenweg der reinen
Erwerbsschriftstellerei zugehören,
den Weinheber nach dem
Ausscheiden aus dem aktiven
Dienst einzuschlagen versucht, und
gezielt für das Feuilleton der
Zeitungen oder des Rundfunks
geschrieben sind, ragen einzelne
betrachtende Skizzen wie
Niederösterreichisches
Weinland (1933) und Viermal
Peripherie (1934) hervor.
Eine nicht unbedeutende Wirkung
entfaltet Weinheber durch seine
Vortragstätigkeit, in der er sich den
Entwicklungsparametern des eigenen
Kunstverständnisses, Problemen der Poetik und
Grundsatzfragen des geistigen Lebens widmet.
Sie beginnt mit dem Aufsatz Zum Wesen des
lyrischen Gedichtes (April 1930), in welchem
Weinheber die Prämissen seiner neuen
Lyrikauffassung zum ersten Mal öffentlich, als
Einleitung zu einer Vorlesung aus eigenen
Werken in der Wiener Urania, darlegt, oder dem
Radiovortrag Buchstabenmystik und
Lautsymbol, in welchem Weinheber im
April 1932 die Prinzipien der
lautgestalterischen
Bedeutungsdimensionen erläutert, die
er sich für seine Sprachkunst
erschlossen hat, und sie reicht bis zu
der vielbeachteten polemisch-
didaktischen Rede Würde und Ehre
der geistigen Arbeit im März 1943
und der siebenteiligen Reihe von
Poetik-Vorlesungen Über
künstlerische Sprache und
Sprachpflege, die Weinheber von Mai
bis Juli 1944 vor Studenten der Wiener
Universität hält.
Besonders wichtig für das Bild, das sich
Weinheber selbst von seiner Dichtung und deren
Entwicklung macht, ist der aus Anlaß des
fünfzigsten Geburtstags verfaßte reflektierende
Aufsatz Rückblick und Rechtfertigung (März
1942, erstmals veröffentlicht in der Zeitschrift Der
Augarten). Die Ergebnisse seines poetologischen,
sprach-, kunst- und zeitkritischen Nachdenkens
faßt Weinheber am konzisesten zusammen in den
Gedanken zu meiner Disziplin (veröffentlicht in
dem von Adolf Luser herausgegebenen
Sammelbuch Josef Weinheber: Persönlichkeit
und Schaffen, Wien, Luser-Verlag 1935) bzw. in
deren erweiterter Fassung, dem für Langen-
Müllers „Kleine Bücherei“ erstellten umfangreichen
Essay Im Namen der Kunst, der „Hauptarbeit“
des Jahres 1936 [1], die als solche nicht
erscheinen kann, weil sie in scharfen und
eindeutigen Worten gegen die „Blubo“-Literatur
überhaupt und gegen die Literaturpolitik im
„Dritten Reich“ insbesondere polemisiert. In den
nach dem Umsturz geschaffenen Verhältnissen
erblickt Weinheber nicht die Korrektur, sondern
die Fortsetzung und Zuspitzung des alten Übels.
„Die Scholle ist alles: [...] von einer willfährigen
Zeitkunst glorifiziert. Der Sieger aber, der
unbestrittene Sieger in diesem Streit ist der
Analphabet. [...] Nicht der Geist ist der
Widersacher des Lebens, [...] sondern der
Ungeist.“ [2] Schon sehr früh, etwa in den
Gedanken zur Lyrik (Juli 1934), spricht er
deutlich den Gedanken der Kontinuität aus, die
nach seiner Auffassung zwischen den Usancen des
Kleine Schriften: Prosaskizzen, Aufsätze, Essays, Reden.
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Anhang
Spätwerk
(1) Entwurf eines Briefes an Rudolf List
vom 3. 8. 1936, siehe Jenaczek 1995, S.
110.
(2) Im Namen der Kunst, Kap. Geist
und Leben,1936, SW IV 99.
Die von Weinheber herausgegebene
Zeitschrift des Wiener Dichterkreises,
Der Augarten, März 1942