© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Spätwerk Spottes in Versglossen und Prosaepisteln. Kontrastiv versteht sein eigenes „Bekenntnis zur nationalen Erneuerung“ unter dieser „eine Adelung, eine Reinigung der geistigen Werte“ [4]. Weinhebers unter dieses Postulat gestellte „vaterländische Umkehr“ ist insofern „unpolitisch“, als sie gerade nicht durch Übereinstimmung mit der Ideologie oder dem Programm des Nationalsozialismus (wie auch irgendeiner anderen Partei) motiviert ist [5]. In diesem Sinn versucht er in einer Reihe von Gedichten mahnend und fordernd auf eine echte Revolution des geistigen Lebens hinzuwirken (z. B. mit einem kleinen Odenzyklus, der ursprünglich den Titel „Dem neuen Deutschland“ tragen sollte: I. „Ihr hattet, Sänger“/Schatten des Übergangs, II. Der verlorene Sohn, III. Auf seinem Schild sterben); sie bleiben unbeachtet oder erleiden großteils das Schicksal mißverständlicher bzw. absichtlich verfälschender Instrumentalisierung. Insbesondere unter Berücksichtigung der literarischen Zeugnisse aus den Jahren 1933 und 1934 „erscheint der ,Pg.’ Weinheber gerade nicht als ,Nazi’, sondern als das Gegenteil eines solchen; als Rebell, als ein in ein ihm (nach heutiger Auffassung) durchaus fremdes Milieu verirrter Nonkonformist“ [6]. Die personelle Zusammensetzung des „nationalrevolutionären“ Umfeldes, in das sich Weinheber begeben hat, kann in ihrer konglomeratischen weltanschaulichen und ideologisch-politischen Ausprägung und in ihren intellektuellen Abstufungen vielleicht am besten an der von Alfred Eduard Frauenfeld und Hermann Stuppäck geleiteten Zeitschrift Der neue Weg (später: Der Weg) beobachtet werden, in der während ihres knapp eineinhalbjährigen Erscheinens (August 1933 – Dezember 1934) auch etliche Beiträge von und über Weinheber veröffentlicht werden.  Schon nach kurzer Zeit zieht Weinheber sich wieder von seiner politischen Betätigung innerhalb der NSDAP zurück und stellt mit Oktober 1934 die Zahlung des Mitgliedsbeitrags ein. Veranlaßt ist dies einerseits vermutlich durch die illegale Radikalisierung der Partei, die schließlich zum Putsch-Versuch im Juni 1934 führt, durch den anschließenden Wandel in der reichsdeutschen Österreich-Politik sowie durch die zunehmende Gewaltbereitschaft des christlichsozialen Regimes in der Zeit von den Februar-Kämpfen (die von der Dollfuß-Fey-Regierung verantwortete Artilleriebeschuß von Arbeiterwohnhäusern in Wien hat Weinheber zutiefst entsetzt und nachhaltig verstört [7]) bis zum Erlaß der autoritären „Maiverfassung“, sodaß Weinheber, der als pensionierter Beamter der Wiener Post- und Telegraphendirektion überdies zur Mitgliedschaft in der „Väterländischen Front“ gezwungen ist, kein Risiko mehr einzugehen wagt. Andererseits ist dafür aber auch bereits das sehr rasch entwickelte und später durch die „tiefe Erschütterung“, welche die ersten persönlichen Deutschland-Erfahrungen ausgelöst haben [8], bestätigte und verstärkte Bewußtsein einer „deutlichen Inkongruenz zwischen meiner, im Werk dokumentierten Geistigkeit [...] und den augenblicklich die Gemüter bewegenden Thesen von Blut und Boden“ verantwortlich [9]. Tatsächlich stellen seine im Herbst 1934 erscheinenden „Gesammelten Gedichte“ Adel und Untergang diesen Abstand nicht nur im Kontext „dichter“ Sprache, sondern immer wieder auch mit eindeutigen Worten klar: „Mich vollendend, diene ich dem Volke.“ (Spruch zur Abwehr [10]) Daß die von politischer Gewalt, geistiger Engstirnigkeit und Unduldsamkeit bestimmte Realität Hitler- Deutschlands keine Alternative zu dem verachteten katholisch-autoritären Herrschaftssystem in Österreich sein, geschweige denn den einstmals erhofften revolutionären zurück weiter Anhang Spätwerk