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Als folgenschwer und bestimmend
für das weitere äußere Schicksal
des Schriftstellers Weinheber
entpuppt sich jedoch, daß er trotz
diesen frühen Einsichten und
Erfahrungen den Strukturen und
Institutionen des
nationalkonservativen und
nationalrevolutionären Lagers
weiter verbunden bleibt. Das gilt
besonders für sein Auftreten in
Deutschland, wo er innerhalb jener
freilich damals nach wie vor sehr
disparaten und keineswegs
einheitlich regimehörigen Kreise
begeisterte Förderer und Freunde findet. In
Österreich selbst drückt sich diese strukturelle
Verknüpfung außer in den Formen
publizistischer Präsenz in erster Linie in
„berufspolitischen“ Zugehörigkeitsverhältnissen
aus, welche allerdings zum Teil aus
Sekundärzwängen erwachsen, unter denen ein
schriftstellerisches Wirken im Deutschen Reich
von Österreich aus noch aufrechterhalten
werden kann. Dabei läßt sich der berühmt
Gewordene auch zur Übernahme von
Ehrenfunktionen bewegen, so zu einer
Mitgliedschaft im Vorstand des 1936
ins Leben gerufenen „Bundes
deutscher Schriftsteller aus
Österreich“ oder zum Amt des
Präsidenten bei der 1937 gegründeten
„Vereinigung bodenständiger Künstler
Österreichs“, beides allerdings
weitgehend formelle Obliegenheiten.
Zugleich setzen ab etwa 1935/36
(nach Wien wörtlich) deutliche
Bemühungen um Weinheber aus den
Kreisen des christlichsozialen Kultur-
Establishments ein, welches
bekanntlich in der Zeit des „Austrofaschismus“
ebenfalls keineswegs eine einheitliche Gestalt
aufweist. Schon Weinhebers Einbindung in die von
Hans Nüchtern geleitete
„Deutschösterreichische
Schriftstellergenossenschaft“, deren Preis ihm im
Juli 1935 zuerkannt wird, deutet in diese
Richtung. Im Herbst 1936 versucht die
österreichische Bundesregierung unter
Schuschnigg durch die von der „Wiener
Bibliophilen-Gesellschaft“ initiierte und von Guido
Zernatto als Staatssekretär bewirkte Verleihung
des Professorentitels an Weinheber ein Äquivalent
zu der Münchener Ehrung zu schaffen; der
allmählich „Arrivierte“ wird in die Pläne zur
Einrichtung einer Schrifttumskammer in
Österreich eingebunden und vom „Vaterländischen
Front-Werk ,Neues Leben’“ geehrt. Auch einzelne
dem Regime nahestehende Zeitschriften, wie die
Österreichische Rundschau (herausgegeben von
der Volksbildungsstelle im Unterrichtsministerium)
und die elitäre Monatsschrift für Kultur und Politik
(herausgegeben von Johannes Meßner), öffnen
sich nun dem Schaffen Weinhebers, während
andere, wie die amtliche Wiener Zeitung unter der
Schriftleitung Edwin Rolletts, sich in heftiger,
religiös-weltanschaulich motivierter Gegnerschaft
positionieren. Auch bürgerlich-konservative
Verlage bemühen sich nun um Weinhebers
Mitarbeit (z. B. kann der Grazer Styria-Verlag ihn
1936 für ein literarisches Wien-Wanderbuch,
vorgesehen für die Reihe Das Österreichische
Wanderbuch, interessieren; das Projekt scheitert
aber an Weinhebers Arbeitsüberlastung).
„Konzilianz“-Verhalten, Angst vor Repressionen, Widerstand
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Anhang
Spätwerk
(1) Entwurf eines Briefes an Rudolf List
vom 3. 8. 1936, siehe Jenaczek 1995, S.
110.
(2) Im Namen der Kunst, Kap. Geist
und Leben,1936, SW IV 99.
Josef Weinheber im Bilde, 1941