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Spätwerk
Auftrag). Bei diesen Aktivitäten treten
hauptsächlich das General-Kulturreferat der
Wiener Reichsstatthalterei (Walter Thomas,
Hermann Stuppäck), das Kulturamt der Stadt
Wien (Hanns Blaschke) und das Presseamt
bzw. das Volksbildungswerk der Gauleitung von
„Niederdonau“ (Lenz Grabner, Hanns
Schopper, Friedrich Rötzer) veranlassend
und koordinierend in Erscheinung.
Ähnlich konkrete Propagandainteressen dürften
auch hinter den Bestrebungen aus Wien und
„Niederdonau“ stehen, nach dem „Anschluß“ die
Parteimitgliedschaft „ihres“ Dichters zu
reaktivieren. Ein erster Erfassungsantrag
Weinhebers im Jahr 1938 wird jedoch unter
Hinweis auf den De-facto-Austritt im Jahre 1934
negativ beschieden, das alte Mitgliedsbuch
allerdings erst 1942 tatsächlich eingezogen.
Interventionen ermöglichen nach einem
langwierigen Verfahren den Neueintritt mit März
1944, rückwirkend zum Jänner 1941
ausgesprochen. Die propagandistische Absicht
der Inszenierung Weinhebers als
„Parteigenossen“, die zugleich seine
Trivialisierung zu einer Art gehobenem
Heimatdichter bedeutet, bezeugt u. a. der vom
Gaupresseamt „Niederdonau“ betriebene, von
Lenz Grabner und
Otto Stibor
herausgegebene
Photoband Josef
Weinheber im Bilde
(Ein Geschenkwerk für
die Freunde des
Dichters, Meyer & Co.
Verlag, Leipzig 1940
[richtig: 1941]),
dessen
Zustandekommen der
Dichter mehrfach
vehement bedauert:
„[...] ein schlechtes,
schiefes Buch [...]. Ich
bin kein „pater
familias“. Ich lebe in
Wirklichkeit an der
Kante, an einer äußersten Lebensmöglichkeit, die
die Konfrontation mit dem gesättigt Bürgerlich-
Bäuerlichen, das da dargestellt wird, nicht
verträgt. Ich bin auch nicht der der Anekdote
zugewachsene Spießer, als welcher ich hier,
übrigens läppisch genug, dargestellt bin. [...]“
[5].
Immerhin widersetzt Weinheber sich nach der
Jahreswende 1938/39 allen weiteren
Bemühungen, die ihn für
Auftritte außerhalb Österreichs
verpflichten wollen, und zieht so
die Konsequenz aus den
entwürdigenden und
bestürzenden Erfahrungen
seiner zahlreichen Lesereisen
durch Deutschland [6]. Nicht
selten brüskiert und provoziert
er die ihn hofierenden oder
begönnernden Machthaber mit
offenen Worten, so zum
Beispiel, als er bei einer
Schriftstellertagung am
Semmering im Jänner 1942 dem
stellvertretenden Gauleiter von
Niederösterreich, Karl Gerland,
widerspricht, was eine scharfe,
durch KZ-Drohungen unterlegte
Maßregelung zur Folge hat [7]. Daß Weinhebers
Alkoholsucht zunehmend außer Kontrolle zu
geraten scheint, ist nicht nur als Reaktion auf
seine verzweifelte Lage zu werten, sie wird – ein
Akt der Verachtung – von ihm auch bewußt dazu
benützt, sich in dieser Situation eine Art von
„Narrenfreiheit“ zu verschaffen.
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Anhang
Spätwerk
(7) Vgl den Bericht Eduard Kranners: Als er
noch lebte. Erinnerungen an Josef Weinheber,
Krems 1967, S. 33ff.
(6) Vgl. u. a. den Bericht Karl
Vötterles, SW III 815 ff.
(5) Brief an Maria Mahler vom 28. 8.
1943, WN V 593.
Photographische Aufnahme aus dem Jahr 1940 (Gastein)