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Spätwerk
Indessen findet von diesen „Berührungen“ mit
der Sphäre der völkischen Kulturpolitik
bezeichnenderweise nichts Eingang in
Weinhebers Werk, das im Gegenteil, an
selbstkritischer Rechenschaft nicht sparend,
einen Raum der humanen Bewahrung und des
Widerstands zu entfalten und zu bewahren
sucht: „[...] ich mußte, seitdem ich berühmt
bin, dem Mob aller Schattierungen meinen
Tribut zahlen. Gleichwohl weiß ich um meine
Substanz. Sie ist umschrieben mit: Einsamkeit,
Urangst, Frömmigkeit“ [8]. In den vierziger
Jahren deklariert sich Weinheber mehrfach
gegenüber Vertrauten, so etwa beim Vorlesen
eines Gedichtes: „Wenn die [d. s. „die Nazis“] es
verstünden, ging’s mir um den Kopf, aber dazu
sind sie zu dumm!“ (aus den Aufzeichnungen
Hans Giebischs). Oder weiter: „Ich bin ein
heroischer Dichter, nicht so sehr, weil ich die
alten Versformen erneuere, sondern besonders
dadurch, daß ich in meinem Werke den Geist
des Nazismus bekämpfe!“ (aus den
Aufzeichnungen des Pfarrers Johann Wagner).
[9] Im Bewußtsein seiner geistigen
Unabhängigkeit geht der Dichter wohl nicht
ganz zu Unrecht davon aus, ständig in Gefahr zu
schweben, von seinen politischen Protektoren
doch noch fallen gelassen und zum Militär
eingezogen oder gar verhaftet zu werden. Es sind
diese Zwänge und Befürchtungen, das Erleben der
Zerstörungen und des inneren und äußeren
Elends während der Kriegsjahre sowie das private
Unglück zwischen der scheiternden Ehe mit
Hedwig Krebs und der Beziehung zu seiner
Geliebten, der Germanistik-Studentin Gerda
Janota (seit 1939/40, Korrespondenz seit
Dezember 1938), die ihm 1941 den Sohn Johann
Christian schenkt und damit den großen
Kindeswunsch erfüllt, woraus jene komplexe
Notlage entsteht, in der sich Weinheber während
seiner späten Jahre befindet und die wiederholt zu
seelischen bzw. gesundheitlichen
Zusammenbrüchen führt.
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Anhang
Spätwerk
(9) Siehe Fackelmann 2005, S. 582.
(8) Brief an Maria Mahler vom 28. 8.
1943, WV N 593.