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Im Oktober 1938 hält Weinheber die Festrede
bei dem ersten sog. Großdeutschen
Dichtertreffen in Weimar (Die deutsche
Dichtung und die Wirklichkeit des Volkes),
eine Arbeit, die selbstbewußte Klarstellungen
gegen den von der Politik propagierten
literarischen Zeitgeist trifft und damit Aufsehen
erregt, aber zugleich einige deutliche inhaltliche
Konzessionen macht. Der Autor läßt sie als nicht
seinem Niveau entsprechend nicht gelten [1].
Bei einem anschließenden Empfang stößt er mit
Goebbels zusammen und nimmt danach nicht
wieder an den jährlichen Weimarer Tagungen
teil. [2]
Im Jänner 1939 nimmt Weinheber aus
materiellen Gründen den Auftrag des
Reichssenders Leipzig an, ein Hörspiel aus Anlaß
der Überführung der Reichsinsignien von Wien
nach Nürnberg zu verfassen. Der binnen kurzer
Zeit abzuliefernde Text (Aufführung im April
1939 unter dem Titel Die Hohen Zeichen) wird
„mit Müh und Not [...] zusammengebosselt“ [3]
und folgt inhaltlich strengen Vorgaben und
Einwendungen von Seiten des Auftraggebers,
der insbesondere darauf achtet, daß den
politischen Dogmen genau
entsprochen wird (z. B.
betreffend den Reichs-
Begriff oder die
Ausdeutung des
Hakenkreuz-Symbols).
Zwar überlegt Weinheber
noch eine völlige
Neubearbeitung der als
unzulänglich empfundenen
Hörspielfassung für den
Druck (angekündigt für
die „Kleine Bücherei“ des
Langen-Müller-Verlages),
kassiert aber schließlich
im Frühjahr 1940 den
gesamten Text bis auf die
fünf Gedichte, die schon
im Juni 1939 unter dem
Titel Die
Reichsinsignien im
Inneren Reich erschienen
sind.
Nicht wenige Gedichte
Weinhebers – darunter berühmte wie der Hymnus
auf die deutsche Sprache (1933, für ein 1934
erscheinendes Lesebuch), die Hymne Den
Gefallenen (1934, für eine Heldengedenkfeier des
Jahres 1935) oder die später in O Mensch, gib
acht versammelten lyrischen Kalendarien (1933
ff., für die Jahreskalender der „Phönix-
Versicherung“ für die Jahre 1934 ff.) – gehen auf
einen anlaßbezogenen Auftrag zurück. Dieser
Sachverhalt – die auf Bestellung erfolgende
„Anfertigung“ [4] – ist als solcher bei Weinheber
noch kein Indiz für ein besonderes dichterisches
Verfahren bei Texten dieses Ursprungs, weder für
ideelle Konzessionen im Sinne einer Zurücknahme
künstlerischer „Freiheiten“ noch für Abstufungen
in der künstlerischen Qualität. Es gilt aber zu
beachten, wo der Dichter selbst eine Grenze zieht,
indem er die meisten Auftragsgedichte der späten
Zeit nicht in seine Gedichtbücher aufnimmt. Dazu
zählen Texte zu unterschiedlichen Anlässen, vom
Prolog für den IX. Internationalen Zahnärzte-
Kongreß 1936 [5] über das Festgedicht zum
125jährigen Jubiläum der Buch-Großhandelsfirma
Rudolf Lechner & Sohn 1941 [6] bis zum Prolog
zur Wiener Raimund-Feier 1940 [7]. Namentlich
Schriften mit politischem Auftrag
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Anhang
Spätwerk
(1) Vgl. den Brief an Benno Mascher
vom 24. 11.1938, WN V 238
"Hymnus auf die
Heimkehr", Beginn der
kürzeren Fassung im
Erstdruck ("Bekenntnisbuch
österreichischer Dichter",
1938)
(3) Brief an Gerda Janota vom 5. 4.
1939, SW III 820. .
(4) Vgl. Rückblick und Rechtfertigung,
SW IV 184 ff.