© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Im Oktober 1938 hält Weinheber die Festrede bei dem ersten sog. Großdeutschen Dichtertreffen in Weimar (Die deutsche Dichtung und die Wirklichkeit des Volkes), eine Arbeit, die selbstbewußte Klarstellungen gegen den von der Politik propagierten literarischen Zeitgeist trifft und damit Aufsehen erregt, aber zugleich einige deutliche inhaltliche Konzessionen macht. Der Autor läßt sie als nicht seinem Niveau entsprechend nicht gelten [1]. Bei einem anschließenden Empfang stößt er mit Goebbels zusammen und nimmt danach nicht wieder an den jährlichen Weimarer Tagungen teil. [2]  Im Jänner 1939 nimmt Weinheber aus materiellen Gründen den Auftrag des Reichssenders Leipzig an, ein Hörspiel aus Anlaß der Überführung der Reichsinsignien von Wien nach Nürnberg zu verfassen. Der binnen kurzer Zeit abzuliefernde Text (Aufführung im April 1939 unter dem Titel Die Hohen Zeichen) wird „mit Müh und Not [...] zusammengebosselt“ [3]  und folgt inhaltlich strengen Vorgaben und Einwendungen von Seiten des Auftraggebers, der insbesondere darauf achtet, daß den politischen Dogmen genau entsprochen wird (z. B. betreffend den Reichs- Begriff oder die Ausdeutung des Hakenkreuz-Symbols). Zwar überlegt Weinheber noch eine völlige Neubearbeitung der als unzulänglich empfundenen Hörspielfassung für den Druck (angekündigt für die „Kleine Bücherei“ des Langen-Müller-Verlages), kassiert aber schließlich im Frühjahr 1940 den gesamten Text bis auf die fünf Gedichte, die schon im Juni 1939 unter dem Titel Die Reichsinsignien im Inneren Reich erschienen sind. Nicht wenige Gedichte Weinhebers – darunter berühmte wie der Hymnus auf die deutsche Sprache (1933, für ein 1934 erscheinendes Lesebuch), die Hymne Den Gefallenen (1934, für eine Heldengedenkfeier des Jahres 1935) oder die später in O Mensch, gib acht versammelten lyrischen Kalendarien (1933 ff., für die Jahreskalender der „Phönix- Versicherung“ für die Jahre 1934 ff.) – gehen auf einen anlaßbezogenen Auftrag zurück. Dieser Sachverhalt – die auf Bestellung erfolgende „Anfertigung“ [4] – ist als solcher bei Weinheber noch kein Indiz für ein besonderes dichterisches Verfahren bei Texten dieses Ursprungs, weder für ideelle Konzessionen im Sinne einer Zurücknahme künstlerischer „Freiheiten“ noch für Abstufungen in der künstlerischen Qualität. Es gilt aber zu beachten, wo der Dichter selbst eine Grenze zieht, indem er die meisten Auftragsgedichte der späten Zeit nicht in seine Gedichtbücher aufnimmt. Dazu zählen Texte zu unterschiedlichen Anlässen, vom Prolog für den IX. Internationalen Zahnärzte- Kongreß 1936 [5] über das Festgedicht zum 125jährigen Jubiläum der Buch-Großhandelsfirma Rudolf Lechner & Sohn 1941 [6] bis zum Prolog zur Wiener Raimund-Feier 1940 [7]. Namentlich Schriften mit politischem Auftrag weiter Anhang Spätwerk