© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Spätwerk nach dem „Anschluß“ wird Weinheber, wie er mit Selbstironie beklagt, zum „offizielle[n] Prologist[en] von Wien“: „[...] Es ist eine wahre Seuche.“ [8]. Nur selten verbindet Weinheber mit derartigen Gelegenheitsschriften noch eine künstlerische Absicht, die über die Versifikation von stofflichen und ideologischen Direktiven, also über „Handwerkliches“ hinausgeht, noch seltener spricht er darin „pro domo“. Auch hier handelt es sich nämlich fast durchwegs um Rollengedichte, die aus der (vermeinten) Perspektive der Auftraggeber konstruiert sind. Zumeist folgt Weinheber dazu genauen Vorgaben, die er sich entweder eigens ausbittet oder die ihm von vornherein erteilt werden oder deren keineswegs originelle inhaltliche Konturen allgemein vorausgesetzt werden können.  In diese – größere – Gruppe fällt auch eine kleine Anzahl von Texten, die als „NS-Gedichte“ Weinhebers in Verruf geraten sind; die bekanntesten sind der Hymnus auf die Heimkehr (1938, 2 Druckfassungen), ein – vermutlich von der Reichsschrifttumskammer – erzwungenes „Loyalitätsbekenntnis“ nach dem „Anschluß“, das von der „Organisation Todt“ bestellte Triptychon Hochgesang auf den deutschen Rüstungsarbeiter, Hymnus auf den Frontarbeiter und Ode an die Straßen Adolf Hitlers (1940/41), das 1941 in einem nicht für den Buchhandel bestimmten Kunstdruck unter dem weder auf den Autor zurückgehenden noch von diesem autorisierten Titel Blut und Stahl veröffentlicht wird, sowie die vom General-Kulturreferenten Baldur von Schirachs in Auftrag gegebene Ode Wien an den Führer (1943).  Diese Texte als Weinhebers „politische Gedichte“ im engeren Sinn aufzufassen, führt indes gänzlich in die Irre. Was Weinheber „politisch“ – freilich auf einer ganz anderen Ebene der Reflexion – zu sagen hat und wo er stand, ist seinen Gedichtbüchern und allenfalls noch seinen zu Lebzeiten größtenteils unveröffentlichten Glossen zu entnehmen [9]. Hier hingegen erfüllt er im wesentlichen den Wunsch oder den Befehl seiner Auftraggeber, die dem nationalsozialistischen Machtapparat angehören und Propagandainteressen verfolgen, man hat es also mit „kommandierter“ Poesie im engeren Sinn zu tun. Allerdings benützt Weinheber die Auftragsgedichte dieser Kategorie nicht selten dazu, sprachgestalterische Möglichkeiten zu erproben. Solcherart als formales Experiment angelegt ist zum Beispiel der genannte Hymnus auf den Frontarbeiter, ähnlich außerhalb der Gedichte mit politischem Auftrag etwa der Prolog Den Wiener Philharmonikern zur Hundert- Jahrfeier (1942, 2 Fassungen). Auch kommt es vor, daß Weinheber gleichsam doppelte Böden in derartige Texte einbaut: für Beispiele kann auf die Hölderlin-Textmontagen in dem genannten Hymnus auf die Heimkehr oder, aus dem übrigen Bereich, auf die Hauptmann- Textmontagen in dem Festgedicht Gerhart Hauptmann zum achtzigsten Geburtstag  (1942) verwiesen werden.  zurück weiter Anhang Spätwerk