© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt
Spätwerk
Konsequenterweise zieht Weinheber eine zweite
Grenze, als er sich entschließt, seinem letzten
Buch, Hier ist das Wort, als abschließendes
Kapitel eine Auswahl aus seinen
Gelegenheitsgedichten beizufügen. Von den sog.
politischen Auftragsgedichten ist aber nur der
Hymnus auf die Heimkehr vertreten, und
selbst dessen Aufnahme ist im Lichte der letzten
Quellen unsicher, alle übrigen wurden mit
Sicherheit nicht für wert befunden, das Genre
zu repräsentieren. Das Kapitel trägt die
Überschrift: „Das angewandte Gedicht“ und
markiert damit den Ort der Texte in
zweideutiger Weise: Angewandte Kunst ist
intentional Kunstgewerbe, funktionell „Design“,
Ornament. Es handelt sich um Gedichte, die sich
über den fragwürdigen Funktionswandel
definieren, den eine außerliterarische Instanz
ihnen angedeihen läßt, und der Autor selbst, der
solcher Benützung, ob bereitwillig oder nicht,
entsprach, wählt mit der Demonstration seiner
virtuosen Zweckentfremdungen und deren
Konfrontation mit den übrigen Teilen des Werkes
das Mittel der satirischen Selbstbezichtigung.
zurück
Anhang
Spätwerk
(3) Gedanken zur Lyrik, 1934, SW IV 51, 59.
(4) Karl Kraus: Die letzten Tage der
Menschheit, Akt I, Sz. 29, K I/10 200;
als Aphorismus übernommen in:
Nachts, K I/8 377.
(5) Theodor Haecker: Der katholische
Schriftsteller und die Sprache, mit
einem Exkurs über Humor und Satire,
in ders.: Werke, [Bd. 1]: Essays,
München 1958, S. 350f., zitiert in: Die
Fackel, hrg. v. Karl Kraus, Nr. 781-786
(Anfang Juni 1928), S. 39.