© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   Die Sammlung Späte Krone, von Weinheber gezielt als sein eigentliches „Debüt“ vor reichsdeutschem Publikum konzipiert und von den Zeitgenossen vielfach auch ausdrücklich als solches rezipiert, ist auf zwei Sonettenkränze zu Gedichten Michelangelos aufgebaut; so bilden großräumige poetisch-sprachkünstlerische Gestaltungen denkerischer Fragestellungen, die sowohl in Opposition als auch in Ergänzung zueinander verstanden werden wollen, Anfang und Ende des Buches: Von der Kunst und vom Künstler setzt sich polemisch mit Stellung und Standort des Künstlers/Dichters in der Zeit – in jeder und in dieser – auseinander. Sein eigenes Schicksal wird Weinheber zum Zeugnis des Umgangs mit dem „Geist“ in der Zeit des „Ungeists“ und somit zum Symptom für die große Krise, die Epoche des Untergangs: „Ich wollte meinem Land die Sprache wahren / und bin ein düstrer Niemand diesem Land.“ [1] Der „Ruhm“, den die Zeit ihm nun verliehen hat, erscheint dabei nur als das andere Gesicht der verschweigenden Ignoranz: „Ich weiß, wie Zeit und Tod mit mir verfahren. / Verlassen war ich, jetzt bin ich verkannt. / In trägen, lahmen, lauen Kommentaren / zerbröseln sie den Sturm, den Kampf, den Brand.“ [2] Den Irrtum und das Übel sieht er u. a. in dem grundfalschen Verhältnis der Zeit zur Kunst wurzeln; dagegen wird die radikale Forderung erhoben: „[...] alle Ehr sei, aller Ehrfurcht Stärke, / dem Bildwerk vor dem Bildenden gegeben!“ [3] – An die Nacht entwirft, von dem unmittelbar vorangestellten paradigmatischen Gedicht Die Nacht ist groß bereits antizipiert, das visionäre Porträt der Natur im Schopenhauerschen Sinn, also des „Willens zum Leben“, in dem breiten Spektrum ihrer vielschichtigen Bedeutung. Die metaphysische Totalität, welche die dichterische Schau beansprucht, wird auch hier eindrücklich zum Gradmesser der historischen Gegenwart des Menschen erhoben: „Die Nacht ist groß. Ich stehe und verrichte / den Dienst im leergewordnen Heiligtume. // Aufhalten kann ich nicht. Jedoch ich sehe / wie keiner, der da lebt, die Rächer schreiten." [4] – Im Inneren des Buches befinden sich neue, thematisch weiter zum Politischen fortschreitende Oden, Elegien und Versuche einer neuartigen Hymnendichtung – letztere in aufsteigender Bedeutung: Den Gefallenen, Den Jünglingen und Dem kommenden Menschen, das weltanschaulich zentrale Gedicht, in dem in präziser Kritik an dem totalitären Menschenbild des Neuen Deutschland erstmals das Leitmotiv des „Menschen der Mitte“ errichtet wird (das Gedicht wird später, anonymisiert, als Text des Widerstandes gegen das NS-Regime tradiert) –, weiters einige der berühmtesten liedhaften Gedichte Weinhebers (Meditation, Notturno [I], Im Grase, Still zu wissen .. etc.), deren stark vom Melos bestimmte Wirkung allerdings nicht über die genaue Komposition, das gedankliche Bedeutungsgeflecht und die Notwendigkeit für den Leser, sich darauf einzulassen, hinwegtäuschen sollte. cf Späte Krone (1936). Anhang Spätwerk