© 2019 Josef Weinheber-Gesellschaft  Die gesamten Inhalte dieser Website sind urheberrechtlich geschützt   aber nie verhängnisvoller als in den wenigen Jahren seines Triumphs, in dem er von der Nation viel gepriesen, viel gefeiert, viel gelesen wurde. Und er wußte es. ,Geehrt hat mich die Macht, doch nicht gefragt ...'" (Ernst Stein [6]). Kritikern erscheint, noch bevor Weinheber bekannt wird, die Rigorosität seiner Kunstgesinnung der Paul Valérys vergleichbar. Der unerwartete Durchbruch gelingt Weinheber mit Adel und Untergang (1934); der Titel gemahnt an ein Wort Stefan Georges, das Weinheber akzeptiert: "Wer adel hat erfüllt sich nur im bild / Ja zahlt dafür mit seinem untergang" (Der Stern des Bundes, 1914, Erstes Buch, 23. Gedicht). Die Anspielung signalisiert jedoch Widerspruch, nicht Anlehnung, sondern Konfrontation: Weinhebers "Dichter", "Held von neuer Art", "erhabner Gründer im Verlust", ist "Führer" des Volks nicht im Sinne des George- Kreises, sondern als "Sprachkünstler" in dem Sinn, wie Leopold Liegler (7), der "Weise mit dem adeligen Herzen", das Wort versteht: er "singt den Kanon rein, / lebt zurück zum Lied", er führt das Volk "zur Sprache", wie Hier ist das Wort ursprünglich hieß; darum wird von ihm gesagt (vgl. Kraus' Auseinandersetzung mit George, deren Kenntnis Weinheber vorausetzt), er (kein anderer!), "er birgt den Keim der Seinen in der Brust / und wehrt dem Untergang im fahlen Tag". Die poetologische Position Weinhebers steht in polarem Gegensatz zu der Georgeschen Haltung. Auch muß beachtet werde, daß sein Gebrauch der antiken Strophen, wie Hölderlins Beschränkung auf nur zwei "Tongeschlechter" (Beißner), semantisch motiviert ist; er hat nichts zu tun mit der nach dem Verklingen der Neuen Sachlichkeit erneuerten Geltung klassischer Muster, mit dem zwischen 1926 und 1956 verbreiteten Neoklassizismus, dem Weinheber - ein Einzelgänger, großer Außenseiter - aufgrund seines Selbstverständnisses und der objektiven Struktur seiner "Sprachkunst" nicht zugerechnet werden darf (8). Daß ihn die Zeitgenossen den traditionsgebundenen Autoren jener epigonalen Jahre zurechnen, ist eines jener "Mißverständnisse", als die Weinheber seinen "Ruhm", zu seinem Vedruß, erkennt. Auch ist die mit Adel und Untergang angestrebte Unterscheidung zweier Orientierungen, hier eine an der "Sprachwelt" der Fackel, dort die an dem Sprachstil des George-Kreises, dem Publikum und der Kritik noch nicht bedeutsam geworden. Wien wörtlich (1935) steht am Beginn der neuen Vorliebe für Mundartlyrik, ohne ihr Vorbild geworden zu sein: Denn gerade das Besondere dieser Gedichte, die Unterscheidung und die von Weinhebers Kunstverstand bestimmte Wahl verschiedener Dialektschichten, findet keine Nachfolge. In der Späten Krone (1936) wird das mit der Heroischen Trilogie eingeführte Künstler- Thema fortgesetzt. Der gestufte Aufbau verweist auf den im dritten Kronreif, in der erhöhten Mitte des Buches, Dem kommenden Menschen  gewidmeten Hymnus. Wer dabei das aus dem 19.Jahrhundert überkommene, vor allem mit dem Namen Richard Wagners verbundene Pathos der "Kunstreligion" assoziiert, verfällt einem von außen, wiederum aus den Denkgewohnheiten des deutschen Bildungsbürgertums, an Weinheber herangetragenen Mißverständnis; es bleibt an Oberfläche, erklärt aber die Divergenz der bald überschwenglichen, bald absprechenden ("Gips") Beurteilungen. Zu überprüfen wäre die Berechtigung von Lieglers religiös grundierter Kritik des Sonettenkranzes An die Nacht (9). Das "erbauliche Kalenderbuch" O Mensch, gib acht  (1937) ist ein Beispiel für die Möglichkeit künstlerischer Gestaltung eines Themas, das durch die Stoffästhetik der gängigen "Blut und Boden"-Doktrin gefährdet ist; wenige Wochen, nachdem der Reichsleiter der NSDAP, Robert Ley, drohte: "Wer so etwas schreibt oder druckt, gehört ins KZ [...]" (10), wird der Verlagsdirektor, Gustav Pezold, abgesetzt. Die zeit- und literaturkritischen Positionen der essayistischen Schrift Im Namen der Kunst  (1936), deren Veröffentlichung dem Verlag zu riskant erschien, sind in die Polemik der vierzig Oden Zwischen Göttern und Dämonen (1938) eingegangen. In ihnen wird gefragt, ob Individualismus und Liberalismus am Ende, ob sie widerlegt sind, ob die alte von einer neuen Zeit abgelöst wird. Diese Frage wird gestellt in Jahren, zurück weiter